Radel verpflichtet: Aufrüsten gegen Fahrraddiebe
Fahrraddiebstahl ist ein echtes Problem. Mit neuen Systemen kann man Laufräder, Sattel und andere wertvolle Teile schützen.
Das letzte Fahrrad, das mir geklaut wurde, war ein silberner Halbrenner von Hercules, den ich für 50 Euro gebraucht gekauft hatte. Ich war selber schuld: Ich hatte das Rad nicht abgeschlossen. Trotzdem hat mich der Verlust beschäftigt. Ich musste feststellen, dass ich den Diebstahl persönlich nehme. Er trifft mich über den materiellen Schaden hinaus.
Auch deshalb will ich Dieben das Leben so schwer wie möglich machen. Es träfe mich sehr, wenn eines der Räder geklaut würde, an denen mein Herz wirklich hängt. Zum Glück gibt es eine Fülle von Möglichkeiten, sein Fahrrad zu schützen. Es ist ein eigenes Universum der Sicherheit, mit dem ich mich beschäftigt habe, damit es nicht zu einem Klau-Trauma kommt.
Zunächst deutete wenig auf eine andauernde Liebesaffäre hin. Die erste Begegnung mit einem Fahrrad, an die Ralf Neukirch sich erinnert, endete mit einem Sturz. Doch irgendwann wurde für den SPIEGEL-Redakteur das Radfahren von der Notwendigkeit zur Leidenschaft. Seither hält er es mit John F. Kennedy: "Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren." Von den schönen Momenten, aber auch den sportlichen, technischen und persönlichen Herausforderungen des Radfahrens erzählt Ralf Neukirch regelmäßig in diesem Blog.
Der wichtigste Schutz ist naturgemäß ein gutes Schloss. Das heißt zunächst: Kein Zahlenschloss. Die Dinger sind im Nu geknackt. Ich halte nichts von der Faustformel, dass der Preis des Schlosses 10 Prozent des Fahrradwerts betragen sollte. Ich würde auch für ein Rad, das 450 Euro gekostet hat, das beste Schloss kaufen. Lieber einmal 40 Euro mehr bezahlen, als am Ende mehrere Hundert Euro zu verlieren.
Es gibt auch Sicherheitsgewinn, der kein Geld kostet: Dass man sein Rad vor einem gut besuchten Café statt in einer dunklen Gasse stehen lassen sollte, sagt einem der gesunde Menschenverstand. Wichtig ist zudem, dass man das Fahrrad nicht nur abschließt, sondern an einen Gegenstand wie einem Verkehrsschildmast oder einem Fahrradständer anschließt.
Eine gute Orientierung beim Schlosskauf bieten die Sicherheitsstufen, die die Hersteller angeben. Vor allem gute Bügelschlösser sind sehr schwer zu knacken. Prinzipiell gilt aber: Kein Schloss gewährt absoluten Schutz. Es geht vor allem darum, Zeit zu gewinnen. Diebe wollen, dass das Klauen schnell geht. Nach den Erfahrungen der Polizei muss ein gutes Schloss etwa drei Minuten standhalten. Dann sucht sich der Dieb ein neues Rad.
Am besten verwendet man zwei Schlösser. Ich mache das so. Zuhause warten ein Panzerkettenschloss von Kryptonite und ein Bügelschloss von Abus am Fahrradständer vor meinem Haus darauf, dass ich heimkomme. Beide haben die höchste Sicherheitsstufe. Sie sind so lang, dass ich zwei Räder gleichzeitig damit abschließen kann. Damit ist ein Dieb erstmal beschäftigt.
Doppel hält besser: Sicherung mit zwei Schlössern - keine Lösung für unterwegs
Diese Lösung taugt aus Gewichtsgründen leider nicht für unterwegs. Allein das Kettenschloss wiegt sieben Kilo. In der Stadt und auf Touren habe ich deswegen ein Abus-Granit X Plus 54-Minibügelschloss dabei. Minibügelschlösser sind leichter als große. Man kann sie auch besser in der Tasche oder im Hosenbund transportieren, wenn man, wie ich, keine Schlosshalterung am Rad hat. Das Schloss ist immer noch schwer, aber leichte und wirklich sichere Schlösser gibt es noch nicht. Das superleichte und angeblich supersichere TiGr-Schloss aus Titan, das vor einigen Jahren auf dem Markt war, hatten Mitarbeiter der Stiftung Warentest in weniger als 10 Sekunden geknackt.
Einen Nachteil haben Minischlösser: Wegen ihres kleineren Umfangs ist es manchmal schwer, eine geeignete Stelle zum Anschließen zu finden - um einen Laternenmast passen sie nicht. Und sie helfen nicht dabei, Teile des Rads vor Diebstahl zu schützen. Wenn ich durch die Stadt fahre, sehe ich immer wieder Fahrräder, bei denen das Vorder- oder Hinterrad fehlt oder der Sattel abmontiert ist. Der Klau von Teilen scheint mir mindestens so verbreitet zu sein wie der von ganzen Rädern.
Radel verpflichtet: Aufrüsten gegen Fahrraddiebe
Ich habe mir bei meinen Fahrrädern viele Gedanken um die Wahl der Laufräder gemacht, selbst für Entscheidung für die richtigen Reifen treffe ich mit Bedacht. Dass irgendein Dieb diese Artefakte an sich bringt, muss ich verhindern. Manche Bügelschlösser haben zusätzlich Schlaufenkabel, mit denen man seine Laufräder sichern kann. Die sind allerdings mit einem Bolzenschneider Ruck-Zuck durchtrennt. Für mich kommen sie deshalb nicht infrage.
Relativ neu ist das Nut-Fix-System von Abus, das Räder und Sattel vor Diebstahl schützt. Es besteht aus einer Edelstahlmutter, die von einer Kappe abgedeckt wird. Diese Kappe kann man nur hochziehen - und damit die Mutter freilegen - wenn sich das Fahrrad in der Horizontalen befindet. Das ist in vielen Fällen ein ausreichender Schutz für die Laufräder. Für den Sattel ist das System weniger geeignet. Es schützt zwar die Sattelstütze, aber ein Sattel lässt sich leicht ohne Stütze demontieren.
Im Kampf gegen Fahrraddiebe kann nur aufgerüstet werden
Es gibt ein weiteres Problem: Wenn man wie ich sein Rad häufig nur mit dem Oberrohr an einem der in Berlin verbreiteten halbrunden Fahrradständer abschließt, dann lässt es sich trotzdem in die Horizontale drehen. Es wäre zwar aufwendig, die Laufräder auf diese Weise zu demontieren, aber es möglich. Im Übrigen möchte ich die Kappen nicht an meinem Rad haben, weil ich sie zu klobig finde, obwohl das System den renommierten Red Dot Design Award bekommen hat.
Ich schütze meine Laufräder mit sogenannten Pinheads. Das sind spezielle Achsen, die durch Muttern gesichert werden, die nur mit einem dazugehörigen Schlüssel geöffnet werden können. Das funktioniert sehr gut, hat aber auch seine Nachteile. Zum einen muss man immer einen vergleichsweise großen Schlüssel mit sich herumtragen, sonst kann man bei einem Platten das Rad nicht demontieren. Zum anderen ist es mühsam, die Muttern fest anzuziehen, weil man mit dem Schlüssel leicht abrutscht. Die Nummer des Schlüssels sollte man sich aufschreiben, um ihn im Fall eines Verlusts nachbestellen zu können. Sonst bekommt man das eigene Rad nicht mehr ab.
Pinhead-Muttern lassen sich nur mit einem Spezialschlüssel öffnen
Eine Alternative sind Pitlocks, die ich früher an meinem Reiserad verbaut hatte. Mit ihnen kann man auch Scheiben- und Felgenbremsen und Schweinwerfer festschrauben, eigentlich so gut wie alles, was am Rad befestigt ist. Sie funktionieren ähnlich wie die Pinheads: Sie haben statt einer Sechskantmutter eine individuell geformte Mutter, die sich nur mit einem passenden Schlüssel öffnen lässt. Der ist bedeutend kleiner als bei den Pinheads. Um ihn einsetzen zu können, braucht man allerdings zusätzlich einen Schrauben- oder Inbusschlüssel. Vor einigen Jahren hatten die Pitlocks kurzzeitig einen schlechten Ruf, weil man sie angeblich mit Zangen öffnen konnte. Das Problem sei längst behoben, versicherte mir mein Fahrradhändler.
In der vergangenen Woche habe ich in meinem Fahrradladen eine sehr elegante Möglichkeit entdeckt, teure Fahrradteile zu schützen. Das Ganze nennt sich Hexlox und funktioniert bei Innensechskantschrauben, wie sie an den meisten modernen Fahrrädern verbaut sind. Damit die nicht mit einem Inbusschlüssel aufgedreht werden können, setzt man einen kleinen Stopfen aus Edelstahl mit einem Magneten an der Unterseite in die Öffnung der Schraube. Dieser lässt sich nur mit einem codierten Schlüssel entfernen, der so klein ist, dass er an keinem Schlüsselbund stört.
Ob sich das Sichern der Teile lohnt, muss jeder selbst prüfen. Es ergibt, rational gesehen, wenig Sinn, einen Sattel für 30 Euro mit einem Sicherungssystem für den gleichen Preis zu schützen. Bei den Laufrädern sieht die Rechnung schnell anders aus, und auch für teure Bremsen oder Scheinwerfer rentiert sich die Anschaffung spezieller Schlösser objektiv. Ich werde mir für meinen Leder-Sattel von Brooks bei nächster Gelegenheit Hexlox kaufen.
Der Sattel war nicht billig, aber mir geht es nicht ums Geld. Ein Verlust des Sattels würde bedeuten, dass ich eine offene Flanke geboten, mich nicht ausreichend aufgerüstet hätte im Kampf gegen die Diebe. Vielleicht kaufe ich mir auch ein SkunkLock. Das ist ein Bügelschloss, in dessen Inneren übelriechendes Gas gespeichert ist, dass bei Beschädigung ausströmt und Brechreiz und Atemnot auslöst. Hatte ich schon erwähnt, dass ich das Thema persönlich nehme?
Sicherheit vor Fahrraddiebstahl kostet Geld - gute Schlösser sind einfach teurer als welche, die im Handumdrehen zu knacken sind. Aber es gibt auch Maßnahmen, die kostenlos sind: Zum Beispiel sollte man Fahrräder immer an einem festen Gegenstand abschließen. Das beste Schloss ist nutzlos, wenn der Dieb das Rad einfach wegtragen kann.
"Radel verpflichtet"-Autor Ralf Neukirch schließt seine Räder zu Hause mit zwei schweren Schlössern ab. Für unterwegs ist das leider keine Lösung.
Es ist sinnvoll, auch das Vorderrad mit abzuschließen. Ein Zahlenschloss sollte man dafür nicht benutzen. Zahlenschlösser sollte man grundsätzlich nicht verwenden: Sie sind für versierte Diebe leicht zu öffnen.
Bügelschlösser bieten den besten Schutz vor Diebstahl. Sie sind allerdings recht schwer.
Man kann mit Schlössern sein Rad farblich aufpeppen. Wichtiger als schicke Farben sind allerdings guter Stahl und ein doppelter Schließmechanismus.
Wer mit dem Schloss nur den Rahmen sichert, läuft Gefahr, dass ihm die Laufräder oder andere teure Teile gestohlen werden.
"Radel verpflichtet"-Autor Ralf Neukirch sichert sein Laufrad, bei dem ein teurer Nabendynamo montiert ist, mit sogenannten Pinheads. Die lassen sich nur mit einem darauf abgestimmten Schlüssel lösen.
Die Nummer des Schlüssels für die Pinheads sollte man sich aufschreiben. Sonst kann man bei Verlust das eigene Laufrad nicht mehr demontieren.
Das Nut-Fix-System von Abus ist eine andere Lösung, um Achsen diebstahlsicher machen. Eine kleine Kappe verdeckt dabei die Sechskantschraube, mit der das Rad befestigt ist. Die Kappe lässt sich nur hochziehen, wenn das Rad in der Horizontalen ist.
Nut-Fix schützt nicht nur Achsen, sondern auch Sattelstützen.
Wenn das Rad so auf dem Boden liegt, lässt sich beim Nut-Fix-System die Schutzhülle nach oben ziehen. Dann kann die darunter liegende Mutter gelöst werden.
Die Abdeckhüllen sind allerdings optisch sehr auffällig. Das muss man mögen.
Eine weitere Möglichkeit, Achsen und nahezu alle Fahrradteile, die sich abschrauben lassen, zu sichern, sind sogenannte Pitlocks. Das sind speziell geformte Schraubenmuttern, die nur mit dem dazu passenden Schlüssel geöffnet werden können.
Wer Wert auf Ästhetik liegt, der kann seine Pitlocks mit einer Edelstahlkappe abdecken. Die schützt gleichzeitig vor Schmutz.
Auch TrackHubs funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die Pitlocks.
PitStopper ist ein Einsatz für Schrauben mit Inbus-Kopf. Der Einsatz verhindert, dass der Inbusschlüssel eingeführt werden kann, und lässt sich nur mit einer Spezialschraube entfernen.
Schlösser wie das Trelock Fixxlock sind mit einer Sicherheitsstufe 2 weniger zur Sicherung des ganzen Rades geeignet. Weil sie aber vergleichsweise leicht sind, kann man sie gut transportieren und zum Anschließen von Laufrädern nutzen.
Das Trelock Smartlock ist ein Rahmenschloss, wie man sie vor allem von Hollandrädern kennt. Der Clou: Das Schloss hat keinen Schließzylinder, kann also nicht "gepickt", sondern nur über die dazugehörige Smartphone-App geöffnet werden. Mit Sicherheitsstufe 4 bietet es überraschend hohen Schutz, hat aber auch den Nachteil aller Rahmenschlösser: Weil man das Rad damit nirgends befestigen kann, können Diebe es einfach wegtragen.
Mit dem Hexlox System lassen sich alle mit Inbusschrauben befestigten Fahrradteile sichern: In der Mitte des Bildes ist der Einsatz zu sehen, mit dem die Inbusschraube "gestopft" wird. Nur mit dem codierten Schlüssel (oben) lässt sich der magnetische Stopfen wieder entfernen.
Der Vorteil des Hexlox-Systems: Mit ihm lassen sich nicht nur zum Beispiel die Sattelstütze, sondern auch der Sattel selber vor Klau schützen.
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