Wer sein Eigentum schützen will, kann es sichern. Beispielsweise mit einer Alarmanlage. Die nützlichen und bisweilen nervigen Sirenen gibt es nicht nur für Immobilien, sondern seit Jahren auch für Automobile. Versucht ein Dieb einzubrechen, beziehungsweise einen Pkw zu stehlen, schlägt das Fahrzeug Alarm. Einige Autos reagieren mittlerweile cleverer - kommt es zu heftigen Berührungen - das muss kein Einbruchversuch sein, schon ein Parkrempler reicht - schicken sie eine Push-Nachricht an den Besitzer. Eine ähnliche Technologie gibt es nun auch für Fahrräder.
Die Vorrichtung basiert auf einer handelsüblichen SIM-Karte, wie sie auch in Handys steckt. Statt im Smartphone soll sie ab Oktober im Rahmen von E-Bikes der Marke Zemo stecken, so will Vodafone gemeinsam mit dem Radhersteller gegen Fahrraddiebe vorgehen. Die Karte soll über das Netz laufend Daten mit dem Smartphone des Besitzers austauschen. Stellt man das Fahrrad ab, legt man in der dafür nötigen App einen bestimmten Bereich fest. Sobald sich das Rad aus dem Umkreis entfernt, schlägt das Smartphone Alarm.
Ein Mobilfunkvertrag bei Vodafone ist dafür nicht nötig, rund hundert Euro soll der Service für drei Jahre kosten. Auch die Deutsche Telekom bietet ein ähnliches System gemeinsam mit dem Radhersteller Winora an, 2017 wurden rund 3000 Räder damit ausgestattet, es gibt auch einen Bausatz zum Nachrüsten von E-Bikes.
Aber lohnt sich der Kauf? Nur bedingt, erklärt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad. Denn ob das System gestohlene Fahrräder auch in Kellern oder Containern orten könne, sei fraglich. "Bei dieser Technik fehlen einfach noch die Erfahrungswerte", so Geisler.
Zuerst ein hochwertiges Schloss kaufen
Bei mehr als 300.000 gestohlenen Fahrrädern im Jahr 2017 sollten Fahrradfahrer trotzdem auf jeden Fall in die Sicherheit ihres Zweirads investieren - allerdings zuerst in ein hochwertiges Schloss, rät Thomas Geisler: "Ein abgesperrtes Rad ist besser als eines, das man erst mit einem Ortungschip wiederfinden muss. Und ein hochwertiges Schloss schreckt auch Diebe ab."
Das Schloss sollte rund zehn Prozent des Kaufpreises des Fahrrads kosten. Bei mehrere Tausend Euro teuren E-Bikes geht diese Faustformel natürlich nicht auf. In diesem Fall empfiehlt Geisler, zwei verschiedene Schlösser zu verwenden: "Viele Diebe sind auf ein Schloss spezialisiert und knacken bevorzugt das." Als besonders sicher gelten drei Typen von Schlössern:
Ortungsssysteme können sich lohnen
Aber auch ein Trackingsystem kann sich bei teuren Rädern als Ergänzung lohnen: "Diebe fahren mit dem geklauten Rad oft nur wenige Kilometer und stellen es dann wieder ab. Da kann man das Fahrrad mithilfe des Trackers schnell zurückbekommen", erklärt Thomas Geisler. Die momentan verfügbaren Systeme setzen jedoch auf unterschiedliche Technologien.
Radel verpflichtet: Aufrüsten gegen Fahrraddiebe
Während Vodafone und die Telekom an mobilfunkbasierten Systemen arbeiten, setzen andere Anbieter wie beispielsweise Trojabike auf GPS. Der entsprechende Sender bleibt für den Dieb unsichtbar, denn er wird einfach im Loch der Sattelstütze versenkt. Sperrt man das Fahrrad ab, aktiviert man in der zugehörigen App den Sensor - wird das Fahrrad bewegt, erhält man eine Nachricht aufs Smartphone. Falls das Rad tatsächlich gestohlen wird, lokalisiert der Anbieter das Rad in regelmäßigen Abständen.
Bluetoothkästchen zur gemeinsamen Fahrradjagd
Auf Bluetooth und die Nutzergemeinschaft setzt dagegen Fahrradjäger. Ein fest am Rahmen montiertes Kästchen dient als Alarmanlage, Diebstahlversuche lösen ein lautes Piepen aus. Sowohl der Besitzer als auch andere Nutzer in der Nähe erhalten daraufhin eine Nachricht über den Diebstahl des Fahrrads. Außerdem ortet die App gestohlene Fahrräder, die die Technik ebenfalls nutzen, und informiert deren Eigentümer über den Standort.
Ohne Smartphone geht also nichts beim Orten gestohlener Fahrräder. Trotzdem bietet moderne Technik wie GPS nicht nur mehr Sicherheit, sondern kann auch Diebe zum Diebstahl einladen. Vor allem sportlich orientierte Radler nutzen oft Tracking-Apps und teilen die gefahrenen Strecken und manchmal sogar Fotos ihrer Fahrräder in sozialen Netzwerken. Das ist nicht ganz ungefährlich, erklärt Geisler: "Wer dort über verschiedene Apps seine Trainingsstrecken veröffentlicht, teilt Dieben oft auch unfreiwillig mit, wo das Fahrrad abgestellt wird."
Sicherheit vor Fahrraddiebstahl kostet Geld - gute Schlösser sind einfach teurer als welche, die im Handumdrehen zu knacken sind. Aber es gibt auch Maßnahmen, die kostenlos sind: Zum Beispiel sollte man Fahrräder immer an einem festen Gegenstand abschließen. Das beste Schloss ist nutzlos, wenn der Dieb das Rad einfach wegtragen kann.
"Radel verpflichtet"-Autor Ralf Neukirch schließt seine Räder zu Hause mit zwei schweren Schlössern ab. Für unterwegs ist das leider keine Lösung.
Es ist sinnvoll, auch das Vorderrad mit abzuschließen. Ein Zahlenschloss sollte man dafür nicht benutzen. Zahlenschlösser sollte man grundsätzlich nicht verwenden: Sie sind für versierte Diebe leicht zu öffnen.
Bügelschlösser bieten den besten Schutz vor Diebstahl. Sie sind allerdings recht schwer.
Man kann mit Schlössern sein Rad farblich aufpeppen. Wichtiger als schicke Farben sind allerdings guter Stahl und ein doppelter Schließmechanismus.
Wer mit dem Schloss nur den Rahmen sichert, läuft Gefahr, dass ihm die Laufräder oder andere teure Teile gestohlen werden.
"Radel verpflichtet"-Autor Ralf Neukirch sichert sein Laufrad, bei dem ein teurer Nabendynamo montiert ist, mit sogenannten Pinheads. Die lassen sich nur mit einem darauf abgestimmten Schlüssel lösen.
Die Nummer des Schlüssels für die Pinheads sollte man sich aufschreiben. Sonst kann man bei Verlust das eigene Laufrad nicht mehr demontieren.
Das Nut-Fix-System von Abus ist eine andere Lösung, um Achsen diebstahlsicher machen. Eine kleine Kappe verdeckt dabei die Sechskantschraube, mit der das Rad befestigt ist. Die Kappe lässt sich nur hochziehen, wenn das Rad in der Horizontalen ist.
Nut-Fix schützt nicht nur Achsen, sondern auch Sattelstützen.
Wenn das Rad so auf dem Boden liegt, lässt sich beim Nut-Fix-System die Schutzhülle nach oben ziehen. Dann kann die darunter liegende Mutter gelöst werden.
Die Abdeckhüllen sind allerdings optisch sehr auffällig. Das muss man mögen.
Eine weitere Möglichkeit, Achsen und nahezu alle Fahrradteile, die sich abschrauben lassen, zu sichern, sind sogenannte Pitlocks. Das sind speziell geformte Schraubenmuttern, die nur mit dem dazu passenden Schlüssel geöffnet werden können.
Wer Wert auf Ästhetik liegt, der kann seine Pitlocks mit einer Edelstahlkappe abdecken. Die schützt gleichzeitig vor Schmutz.
Auch TrackHubs funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie die Pitlocks.
PitStopper ist ein Einsatz für Schrauben mit Inbus-Kopf. Der Einsatz verhindert, dass der Inbusschlüssel eingeführt werden kann, und lässt sich nur mit einer Spezialschraube entfernen.
Schlösser wie das Trelock Fixxlock sind mit einer Sicherheitsstufe 2 weniger zur Sicherung des ganzen Rades geeignet. Weil sie aber vergleichsweise leicht sind, kann man sie gut transportieren und zum Anschließen von Laufrädern nutzen.
Das Trelock Smartlock ist ein Rahmenschloss, wie man sie vor allem von Hollandrädern kennt. Der Clou: Das Schloss hat keinen Schließzylinder, kann also nicht "gepickt", sondern nur über die dazugehörige Smartphone-App geöffnet werden. Mit Sicherheitsstufe 4 bietet es überraschend hohen Schutz, hat aber auch den Nachteil aller Rahmenschlösser: Weil man das Rad damit nirgends befestigen kann, können Diebe es einfach wegtragen.
Mit dem Hexlox System lassen sich alle mit Inbusschrauben befestigten Fahrradteile sichern: In der Mitte des Bildes ist der Einsatz zu sehen, mit dem die Inbusschraube "gestopft" wird. Nur mit dem codierten Schlüssel (oben) lässt sich der magnetische Stopfen wieder entfernen.
Der Vorteil des Hexlox-Systems: Mit ihm lassen sich nicht nur zum Beispiel die Sattelstütze, sondern auch der Sattel selber vor Klau schützen.
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